Jubiläum

„Nichts ist lauter als ein Ton, den man nicht hören will“

Johannes Krämer, Stehn Rauppach, Anja Engelhardt, Martina Metzner, Gerhard Goebel, Günther Kraus, Joachim Hansen (leider abgeschnitten). Foto: Martina Metzner

Rückblick auf den Vortragsabend am 1. Juni 2023 mit dem Tinnitus-Experten Prof. Dr. Gerhard Goebel zum 30-jährigen Bestehen der Tinnitus-Selbsthilfegruppe Frankfurt am Main

Seit 30 Jahren besteht die Tinnitus-Selbsthilfegruppe Frankfurt am Main, die der Deutschen Tinnitus-Liga (DTL) angeschlossen ist. Anlässlich dieses Jubiläums fand am 01. Juni 2023 eine Abendveranstaltung statt, die neben einem Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Goebel zum Thema „Hilfreiches und Kurioses in der Tinnitus-Behandlung heute„ auch Raum zum Austausch bot und die Würdigung der ehrenamtlichen Leitung der Tinnitus-Selbsthilfegruppe Frankfurt am Main zum Ausdruck brachte. Günther Kraus hatte die Tinnitus-SHG Frankfurt am Main zusammen mit Orietta Cano, Klaus Bender, Waltraut Schulmeyer, Ingrid Kruppa und Siglinde Wagner gegründet und geht nun zum Jahresende in den wohlverdienten Ehrenamtsruhestand (Tinnitus-Forum berichtete). Rund 50 Gäste waren gekommen – darunter auch die benachbarten Tinnitus-Selbsthilfegruppen aus Siegen, Wetzlar/Gießen und Gelnhausen. Die Veranstaltung war in der örtlichen Presse und natürlich auch im Tinnitus-Forum angekündigt worden – deshalb kamen auch viele Interessierte, die bisher noch nie bei der Tinnitus SHG Frankfurt am Main waren.

Prof. Dr. Gerhard Goebel beim Vortrag in Frankfurt am Main. Foto: Martina Metzner

Vor dem Vortrag gab es zunächst ein geselliges Beisammensein mit Sektempfang in einem separaten Raum des Hauses Ronneburg in Frankfurt-Preungesheim. Zum Vortrag um 19 Uhr von Prof. Dr. Gerhard Goebel versammelten sich dann alle in dem Raum, der auch von der Tinnitus SHG Frankfurt am Main für ihre monatlichen Treffen genutzt wird. Der ehemalige Chefarzt der Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee berichtete aus seiner langjährigen Praxis und umfangreichen Forschung zum Thema Tinnitus. Zunächst erläuterte Goebel die verschiedenen Formen von Tinnitus und wie laute Geräusche die Haarzellen in der Cochlea in Millisekunden irreparabel zerstören können. Natürlich wies Goebel auch darauf hin, dass es sich bei Tinnitus nicht um eine Erkrankung des Ohres, sondern des Gehirns handelt. Dabei spiele das limbische System im zentralen Nervensystem eine wichtige Rolle. Beeindruckend waren auch die Zahlen, die Goebel präsentierte: Rund 340.000 Deutsche erkrankten jährlich an chronischem Tinnitus. Die Kosten, die dem Gesundheitssystem in Deutschland durch Tinnitus entstünden, beliefen sich auf 35,8 Mrd. Euro pro Jahr. Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern legte nahe, dass es dort ebenso viele Menschen mit Tinnitus gibt – allerdings scheinen Menschen in Osteuropa häufiger unter Tinnitus zu leiden.

Die Jubiläumsveranstaltung der Tinnitus-SHG Frankfurt war gut besucht. Foto: Martina Metzner

Goebels Hauptthese lautete: Die Aussichten für Menschen mit chronischem Tinnitus seien gut. Die Spontanheilungsrate läge in den ersten fünf bis zehn Jahren nach Auftreten bei 30 Prozent. Wenn keine Spontanheilung eintrete, würden sich immerhin drei Viertel der Betroffenen in den ersten fünf bis zehn Jahren an die Ohrgeräusche gewöhnen. Leider, so Goebel, gebe es bislang noch keine medikamentöse Behandlung des Tinnitus – aber es werde daran geforscht. Ginkgo oder ähnliche Tabletten, die die Durchblutung fördern, hätten überhaupt keine Wirkung, so Goebel. Abschließend betonte der emeritierte Professor, wie wichtig und gut eine Tinnitus-Selbsthilfegruppe sein kann. Wer Interesse hat, an der Frankfurter Tinnitus-SHG teilzunehmen, ist herzlich eingeladen, jeden ersten Donnerstag um 19 Uhr im Haus Ronneburg in Frankfurt-Preungesheim dabei zu sein. Ansprechpartner sind Günther Kraus und Joachim Hansen (Tinnitus-Selbsthilfe-Frankfurt@gmx.de).

Helga Rosenstock (SHG Wetzlar/Gießen), Günther Kraus, Helmut Weinbrenner (SHG Siegen) und Prof. Dr. Gerhard Goebel. Foto: Martina Metzner